Einsatz und Umgang mit Entspannungsverfahren
Liebe Patienten des Schmerzzentrums Rhein-Main,
es freut uns, dass Sie sich entschieden haben, die Säule Entspannungsverfahren in der Schmerztherapie für sich zu nutzen, um Ihre Schmerzen nachhaltig zu verringern.
Hierzu haben wir für Sie fünf Entspannungsmöglichkeiten vorbereitet:
- Autogenes Training
- Bodyscan
- Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen
- Eine Atemübung
- Eine Fantasiereise
Mit der Entspannung können Sie:
- Energiereserven auftanken
- Vegetative Erregungszustände des Körpers (Blutdruck, Puls, Atmung) regulieren
- Stresshormone abbauen
- den Kopf frei bekommen
- wieder in Balance kommen
Bevor Sie beginnen, hier noch ein paar praktische Tipps:
- Gehen Sie mit Neugierde und Entdeckergeist ans Werk – Sie dürfen entspannen!
- Finden Sie für sich das richtige Entspannungsverfahren.
- Wenn Sie während der Entspannung eine ruhige Musik im Hintergrund hören möchten, so stellen Sie diese bereit.
- Nehmen Sie in einem ruhigen und geschützten Raum Platz, in dem Sie für die Zeit der Übung ungestört sind.
- Vielleicht schweifen Ihre Gedanken anfangs oft ab, oder Sie schlafen ein … ärgern Sie sich nicht, kehren Sie einfach zur Übung zurück.
- Um Ihre Schmerzen deutlich zu reduzieren, bedarf es der täglichen Übung über einen langen Zeitraum.
- Lassen Sie sich nicht von Misserfolgen lähmen, fangen Sie einfach wieder neu an – Übung macht den Meister!
Wir wünschen Ihnen gute Erholung!
Autogenes Training
Bodyscan
Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen
Eine Atemübung
Eine Fantasiereise
Weitere Infos
Entspannungsverfahren in der Therapie chronischer Schmerzen
Entspannungstechniken sind ein wichtiger Baustein in der Therapie chronischer Schmerzen. Längst ist belegt, dass sie den Behandlungserfolg verbessern und ihn langfristig festigen können. Der Grund: Mit Entspannungsverfahren können Schmerzpatienten ihr körperliches Befinden aktiv selbst beeinflussen und fühlen sich dadurch dem Schmerz nicht mehr hilflos ausgeliefert.
Ziel aller Entspannungsverfahren, die wir Ihnen näher bringen, ist die Entspannungsreaktion, die sich auf neuronaler Ebene in einer Aktivierung des Parasympathikus und einer Schwächung des Sympathikus äußert.
Der Parasympathikus ist ein Teil des vegetativen Nervensystems, welcher insbesondere für den Aufbau und die Regeneration der körpereigenen Funktionen in Ruhe verantwortlich ist.
Der Sympathikus ist ebenfalls Teil dieses Systems. Er sorgt für eine Leistungssteigerung und wird z. B. in Stresssituationen aktiviert. Er lässt beispielsweise die Herz- und Atemfrequenz sowie den Blutdruck steigen und sorgt für eine Anspannung und gesteigerte Durchblutung der Skelettmuskulatur.
Sie sind zwei wichtige Gegenspieler des vegetativen Nervensystems, das nahezu alle lebensnotwendigen Abläufe im menschlichen Körper reguliert, und sollten im Gleichgewicht zueinanderstehen. Überwiegt die Aktivierung des Sympathikus setzt das unseren Körper und Geist unter einen dauerhafte Stressreaktion mit Folgeerkrankungen wie Angespanntheit, Stress, Überreizbarkeit, Schmerzen, Schlafstörungen bis hin zur Erschöpfung und Depression.
Durch Entspannungsverfahren kann man auf der körperlichen Ebene den Muskeltonus verringern, die Reflextätigkeit vermindern, Herzfrequenz und Blutdruck senken, der Sauerstoffverbrauch regulieren. Außerdem werden zentralnervös die hirnelektrischen und neurovaskulären Aktivitäten verändert.
Auf der psychologischen Ebene wird in der Entspannungsreaktion Gelassenheit, Zufriedenheit und Wohlbefinden erlebt und die Konzentrationsfähigkeit und Differenzierungsfähigkeit der körperlichen Wahrnehmung ist verbessert.
Alle Entspannungsverfahren zielen durch häufiges Wiederholen der Entspannungsreaktion auf eine Bahnung und Stabilisierung derselben im Zentralnervensystem ab. Je länger ein Entspannungsverfahren geübt ist, also je öfter und stärker die Entspannungsreaktion wiederholt wurde, desto schneller und leichter kann sie aufgrund von Konditionierungsprozessen im Alltag aktiviert werden. Eine kurze Selbstinstruktion oder eine kleine bewusste körperliche Veränderung können dann, selbst in Stresssituationen, schnell beruhigend wirken.
Die Entspannungsreaktion steht im Gegensatz zur Stressreaktion. Beide Reaktionen unterliegen psychophysiologischen Prozessen in der Wechselwirkung zwischen psychischen Vorgängen und körperlichen Funktionen. Manche Entspannungsverfahren, wie zum Beispiel die progressive Muskelentspannung, nutzen stärker die Möglichkeit durch Veränderung körperlicher Funktionen auf psychische Vorgänge Einfluss zu nehmen, während andere Entspannungsverfahren, wie zum Beispiel das autogene Training, stärker die Möglichkeit nutzen, durch Veränderungen psychischer Vorgänge die körperlichen Funktionen zu beeinflussen. In beiden Vorgehensweisen kann sich der Übende über die Zusammenhänge zwischen seinen körperlichen Empfindungen und seinen Bewusstseinszuständen bewusster werden.
In der Übung eines Entspannungsverfahrens lernt der Übende seine Gedanken und seinen Körper bewusst zu beeinflussen. Eine in dieser Weise bewirkte Steigerung des Wohlbefindens und Linderung oder bessere Bewältigung von Beschwerden stärkt das Erleben von Selbstwirksamkeit, Selbstkontrolle und Selbstkompetenz.
Wir empfehlen regelmäßige Anwendung von Entspannungsverfahren, wie
- Autogenes Training
- Progressive Muskelrelaxation
- Bodyscan und
- Atemübung
Diese verringern wissenschaftlich nachgewiesen, chronische Schmerzen, Stressreaktionen und Schlafstörungen.