Darmsanierung
Was hat der Darm überhaupt mit Schmerzen zu tun?
Als Schmerztherapeuten fällt der Bereich Darm nicht primär in unser Fachgebiet. Erste Anlaufstelle bei Magen-Darm-Beschwerden ist selbstverständlich der Hausarzt bzw. der Gastroenterologe. Dennoch kommen auch wir nicht ganz an dem Thema vorbei, denn es gibt einige Erkrankungen des Magen-Darm-Systems, die entweder direkt oder indirekt zu Schmerzen führen können. Außerdem haben viele Schmerzmedikamente selbst Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt und können beispielsweise zu Übelkeit oder Verstopfung führen. Diese Wechselwirkungen müssen bei der Auswahl des passenden Schmerzmedikaments immer berücksichtigt werden.
Verschiedene Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes gehen mit chronischen Schmerzen einher:
Fäulnisdysbiose: Es besteht ein Ungleichgewicht im Bereich der Darmflora, was Fäulniskeime begünstigt und die schützende Säuerungsflora verdrängt. Bei dieser häufig anzutreffenden Konstellation fallen vermehrt ungünstige Stoffwechselprodukte wie Ammoniak, Histamin oder Bakteriengifte (Endotoxine) an, mit denen der Körper überflutet wird. Mögliche Folgen sind Entzündungen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Muskel- und Gelenkschmerzen, außerdem auch Kopfschmerzen oder Migräne. Der Befund der Darmspiegelung kann völlig unauffällig ausfallen, selbst wenn die Darmflora in Schieflage geraten ist. Die Zusammensetzung der Darmflora kann über spezielle Stuhluntersuchungen bestimmt werden.
Fruktoseintoleranz: Hier besteht eine begrenzte Aufnahmefähigkeit für Fruktose (Fruchtzucker, auch im normalen Haushaltszucker enthalten) im Darmbereich. Wird zu viel davon verzehrt, kommt es zu Blähungen, Durchfällen und Bauchkrämpfen. Was viele Menschen nicht wissen: Die im Darm verbleibende Fruktose bindet dort die essentielle Aminosäure Tryptophan. Diese wird als Ausgangsstoff für Serotonin („Glückshormon“) und Melatonin („Schlafhormon“) gebraucht und kann vom Körper nicht selbst hergestellt werden. Ein Tryptophanmangel begünstigt Depressionen und Schlafstörungen. Die Diagnostik der Fruktoseintoleranz erfolgt über einen Atemtest beim Hausarzt oder Gastroenterologen.
Laktoseintoleranz: Der Milchzucker Laktose kann bei Laktoseintoleranz im Darm nicht mehr ausreichend abgebaut werden, der Verzehr von Milchprodukten führt zu Blähungen, Durchfällen und Bauchkrämpfen. Die Diagnostik der Laktoseintoleranz erfolgt über einen Atemtest beim Hausarzt oder Gastroenterologen.
Glutenunverträglichkeit: Die Zöliakie als chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des Darms geht mit vielfältigen Symptomen auch außerhalb des Verdauungstrakts einher, darunter finden sich unter anderem Migräne, Muskelschwäche, periphere Neuropathien, Depressionen und Erschöpfungssyndrome. Nicht selten leiden Zöliakie-Patienten zusätzlich an weiteren Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ I oder Hashimoto-Thyreoiditis. Durch die Schädigung der Darmschleimhaut kommen Mikronährstoffmängel hinzu (z. B. Zink, Eisen, Vitamin A, B12, Folsäure, Vitamin D, Calcium), die ihrerseits zusätzliche Symptome verursachen können. Die Zöliakie wird über die Untersuchung von Gewebeproben des Dünndarms im Rahmen einer Magenspiegelung diagnostiziert. Die meisten Getreidesorten (insbesondere Weizen) und auch einige Gemüsearten enthalten sogenannte Amylase-Trypsin-Inhibitoren, auch ATI genannt. Es handelt sich hierbei um Proteine, die die Pflanzen bilden, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Die Funktion der ATI ist die Hemmung von bestimmten Verdauungsenzymen. Sie überstehen die Magen-Darm-Passage weitgehend unbeschadet und können über eine Immunreaktion bei manchen Menschen zur Entstehung einer proentzündlichen Stoffwechsellage beitragen.
Histaminintoleranz: Für erhöhte Histaminspiegel gibt es eine ganze Reihe an möglichen Auslösern, einige davon stehen mit dem Magen-Darm-Trakt in Verbindung, darunter die histaminreiche Ernährung, ein Übermaß an histaminbildenden Darmbakterien, der erbliche oder erworbene Mangel des Enzyms DAO (Diaminoxidase) oder Nahrungsmittelallergien. Auch die Einnahme verschiedener Schmerzmittel kann das Enzym DAO blockieren und somit den Histaminspiegel erhöhen. Schmerzerkrankungen, die mit einer Störung des Histaminstoffwechsels in Zusammenhang stehen können, sind Kopfschmerzen und Migräne, Fibromyalgie und Erkrankungen des entzündlich-rheumatischen Formenkreises (Histamin ist auch ein Entzündungsmediator).
Leaky gut – „durchlässiger Darm“: Bei diesem bislang noch recht unbekannten Phänomen handelt es sich um eine Barrierestörung der Dünndarmschleimhaut. Bakterien, Toxine und unverdaute Nahrungsbestandteile können aus dem Darm in den Blutkreislauf übertreten und auf diesem Weg Entzündungen und Immunreaktionen auslösen. Es liegen bereits einige Hundert Studien vor, die sich mit dem Leaky gut befassen, Zusammenhänge zu diversen Erkrankungen sind beschrieben, darunter Autoimmunerkrankungen, rheumatoide Arthritis, Migräne, MS und Depressionen. Ursache für ein Leaky gut-Syndrom können unter anderem chronisch entzündliche Darmerkrankungen, bakterielle Fehlbesiedlungen, Medikamente, Alkoholkonsum, Stress oder bestimmte Nahrungsmittel sein.
Reaktive Arthritis: Manche Erreger von Magen-Darm-Infektionen (z. B. Salmonellen, Yersinien, Shigellen, Campylobacter jejuni) können im Rahmen einer immunologischen Kreuzreaktion zu akuten Gelenkentzündungen führen. In einigen Fällen verlaufen diese Entzündungen auch chronisch.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehen sehr häufig mit rheumatischen Symptomen einer: Gelenkschmerzen und -entzündungen sowie entzündliche Wirbelsäulenveränderungen mit chronischen Rückenschmerzen sind bei bis zu 30 % der betroffenen Patienten beschrieben.
Einfluss von Schmerzmitteln auf den Magen-Darm-Trakt
Antientzündliche Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR (z. B. Ibuprofen, Voltaren, Aspirin) können zu Schleimhautreizungen oder auch Blutungen im Magen-Darm-Trakt führen. Säureblocker, die oft zusätzlich verordnet werden, reduzieren zwar das Risiko für ein Magengeschwür oder eine Blutung, verändern aber den pH-Wert im Verdauungstrakt und wirken sich dadurch negativ auf die Verdauungsleistung aus. Sie können auch die Aufnahme wichtiger Mikronährstoffe beeinträchtigen. Kortison und manche Rheumamedikamente unterdrücken die Immunabwehr, sodass es zur Ausbreitung von Pilzen oder ungünstigen Darmbakterien kommen kann. Opioide haben auch eine Wirkung auf die Darmmotilität und können als Nebenwirkung Übelkeit, Appetitverlust und Verstopfung verursachen. Koanalgetika wie Antidepressiva oder Antiepileptika führen oft zu Mundtrockenheit (im Speichel befinden sich auch Verdauungsenzyme) und begünstigen ebenfalls häufig Verstopfung. Einige Schmerzmittel blockieren das Enzym Diaminoxidase, welches im Darm für den Histaminabbau zuständig ist. Akute und chronische Schmerzen verursachen Stress. Dauerhaft erhöhte Spiegel an Stresshormonen beeinträchtigen die Verdauungsleistung erheblich: Die Durchblutung wird reduziert, die Bildung von Verdauungsenzymen nimmt ab und auch die natürlichen Darmbewegungen verringern sich. Wenn ein Schmerzmedikament nicht mehr gut wirkt oder die Dosis immer weiter gesteigert werden muss, kann eine mögliche Ursache sein, dass der Magen-Darm-Trakt den Wirkstoff nicht mehr in ausreichender Menge aufnimmt.
Die Darmflora
Die Hauptaufgabe des Verdauungstraktes im menschlichen Organismus ist der Stoffaustausch: über die Gallenflüssigkeit werden Stoffwechselendprodukte und aufgenommene Schadstoffe in den Darm abgegeben und mit dem Stuhl entsorgt. Die aufgenommene Nahrung wird aufgespalten und alle nützlichen Nährstoffe wie Zucker, Aminosäuren, Fette, Mineralien und Vitamine werden über die Darmschleimhaut in den Organismus aufgenommen. Um diesen Austausch zu gewährleisten, verfügt der Magen-Darm-Trakt über eine sehr große Oberfläche von 400 bis
600 m².
Die verschiedenen Abschnitte des Darms sind mit unterschiedlichen Bakterienarten besiedelt, die auf der Darmschleimhaut einen dichten Rasen bilden. Das Eindringen von Krankheitserregern und Giftstoffen wird durch diese Abwehrbarriere erschwert. Weitere wichtige Funktionen der Darmbakterien sind die Produktion von Nährstoffen und das Aufschlüsseln von Nahrungsbestandteilen.
Durch Antibiotika-Therapien, chronische Fehlernährung (z. B. durch zu viel Fleisch, Zucker oder Weißmehle), Medikamente, Dauer-Stress oder Schadstoffbelastung kann es zu einer empfindlichen Milieustörung kommen: Als Folge verändert sich die Darmflora in ihrer Zusammensetzung oder Aktivität, eine Überwucherung mit Pilzen oder ungünstigen Bakterien kann leicht entstehen. Die Verdauung wird durch vermehrte Gärung beeinträchtigt. Chronische Mangelzustände, Bauchbeschwerden (Durchfall, Bauchschmerz oder Blähbauch), Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder eine Überflutung des Körpers mit Fäulnisstoffen können die Folge sein, der Patient bemerkt dies durch Erschöpfung oder Entzündungsneigung.
Diagnostik
Wenn der Verdacht besteht, dass Ihre Schmerzen und Beschwerden in Zusammenhang mit dem Magen-Darm-Trakt stehen könnten, werden im Gespräch mit dem Arzt zunächst Vorgeschichte, Beschwerden, Ernährungsgewohnheiten und Einnahme von Medikamenten genau erfasst. Wir legen großen Wert darauf, dass vorhandene Beschwerden im Vorfeld fachärztlich von einem Gastroenterologen abgeklärt werden und überweisen im Zweifelsfall zunächst zur entsprechenden Diagnostik, falls diese noch nicht vorliegen sollte (z. B. Ultraschall der Bauchorgane, Blut- oder Stuhluntersuchungen, Atemtests, Magen- oder Darmspiegelung oder auch andere bildgebende Verfahren).
Viele Patienten leiden jedoch unter funktionellen Beschwerden, obwohl alle fachärztlich durchgeführten Untersuchungen keinen behandlungsbedürftigen Befund ergeben haben. Spezielle Stuhluntersuchungen bieten in solchen Fällen einen Einblick in die Zusammensetzung der Darmflora, das biochemische Milieu des Verdauungstraktes und den Zustand der Darmschleimhaut. Die Stuhlprobe kann unkompliziert von zu Hause aus direkt zum Labor gesendet werden.
Therapie
Die Therapie richtet sich individuell nach den erhobenen Befunden und beinhaltet neben Empfehlungen zur Ernährung meist zusätzlich die Einnahme von passenden Probiotika (Bakterienpräparaten), Pflanzenextrakten, Mikronährstoffen oder Verdauungsenzymen. Eine Verbesserung der Beschwerden stellt sich oft im Verlauf einiger Wochen ein.
Wichtig zu wissen: Um den Erfolg langfristig halten zu können, bedarf es meist auch einer dauerhaften Anpassung der Ernährungsgewohnheiten. Die heute vielfach übliche Ernährung ist reich an Zucker, Weißmehl, Transfetten, Emulgatoren, Geschmacks-, Farb- und Konservierungsstoffen und fördert das Wachstum ungünstiger Darmbakterien. Wer seine Darmflora im Gleichgewicht halten möchte, muss regelmäßig ausreichend Obst, Gemüse und Ballaststoffe verzehren sowie Wasser zu sich nehmen.
Bei diesen Beschwerden kann eine Darmsanierung hilfreich sein:
- Allergieneigung
- Asthma
- Autoimmunerkrankungen
- Chronische Entzündungen
- Chronische Hauterkrankungen, z. B. Neurodermitis
- Depressionen
- Erschöpfung
- Fibromyalgie
- Gelenkschmerzen
- Infektneigung
- Migräne und Kopfschmerzen
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Reizdarmsyndrom
Rechtliche Hinweise zu Naturheilkunde und Alternativmedizin
Die Wirksamkeit der auf dieser Webseite dargestellten Methoden aus den Bereichen Komplementärmedizin und/oder Naturheilkunde gelten zurzeit als wissenschaftlich/schulmedizinisch nicht bewiesen, werden aber in der Alternativmedizin/Naturheilkunde mit positiven Erfahrungen angewandt.